Die deutsche Sea of Thieves Community
ein Kommentar
Die Tage bin ich auf der Suche nach Gerüchten und Infos zur Season 10 mal wieder durch die Sea of Thieves Youtube Szene gehuscht. Dabei bin ich über ein Video des (zumindest in unseren Kreisen) bekannten deutschen YouTubers Shefts Taverne gestolpert. Natürlich, wie in der YouTube Szene leider Standard, mit dem schönen reißerischen ClickBait Titel "Aufhören, Weitermachen? Ich und die SoT Community in Deutschland".
Im Endeffekt dreht es sich bei dem Inhalt des unten beigefügten Videos um den Blick auf den aktuellen Stand der Sea of Thieves Community in Deutschland aus der Youtube Sicht. Und diese fällt vernichtend aus, gibt es doch tatsächlich neben Shefts Taverne im Endeffekt keine anderen Creator. Zumindest welche, die auch nur annähernd so viele Zuschauer haben wie er.
Und im internationalen Vergleich sind das sogar verschwindend geringe Zahlen. So hat er aktuell knapp 14 Tausend Abonnenten. Der bekannte englische Creator Captain Falcore besitzt dagegen stolze 193 Tausend Abonnenten, Cliff The Story Guy sogar 264 Tausend.
Doch was ist der Grund für den mangelnden Erfolg deutscher Content Creator? Ist der Inhalt der Videos zu schlecht? Schauen wir alle lieber die englischen Videos? Oder ist die deutsche Szene einfach zu klein?
Sea of Thieves ist tot!
Ha! Clickbait Titel kann ich auch. Auch wenn er wohl innerhalb eines Artikels eher semigut wirkt was das "baiten" betrifft. Aber zurück im Text: Sea of Thieves hat kürzlich seinen fünften Geburtstag gefeiert, und so mancher würde nun wohl behaupten, dass die Zeit des Spiels vielleicht einfach vorbei wäre? Würde ja immerhin einige dieser Probleme erklären. Microsoft gibt ja leider nur wenige Informationen weiter was die genaue Spieleranzahl betrifft. Doch schauen wir uns mal zwei Argumente an, die diesem Narrativ widersprechen.
Da das Spiel ja neben dem Microsoft Store ebenfalls auf Steam erhältlich sind, haben wir zumindest diese Spielerdaten. Und die sind durchaus aussagekräftig wie das folgende Bild zeigt.
Dies sind lediglich die Zahlen der Steam User. Sämtliche Gamepass beziehungsweise XBOX Spieler sind hier überhaupt nicht aufgeführt. Und Zahlen lügen nicht, sie zeigen entgegen aller Unkenrufer sogar einen aktuellen Anstieg an Spielern. So erreichte der Peak Players Wert, also die maximale Anzahl an gleichzeitig eingeloggten Steam Accounts, erstmals wieder einen Wert über 40.000 Spieler. So viel wie seit Juli 2021 nicht!
Auch der Avg. Players Wert, die Zahl er durchschnittlichen Spieler pro Tag, steigt mit einer kleinen Ausnahme seit November 2022. Rechnet man nun noch die ganzen Konsolen und Gamepass Spieler dazu, kommt man auch einen sehr guten Wert an aktiven Piraten.
Das Spiel ist also alles andere als tot, im Gegenteil. Es ist momentan sogar dermaßen erfolgreich, dass erst kürzlich Gerüchten über eine Playstation Fassung von Microsoft eine Absage erteilt wurde, da man das Spiel unbedingt exklusiv behalten will.
Wer sich übrigens noch tiefer in Unmengen von statistischen Daten wühlen möchte, dem empfehle ich die (nicht offiziellen) Daten von Merfolks Lullaby. Ich wollte diesen Zahlenmoloch ursprünglich in diesem Text ebenfalls mit analysieren, doch dann wäre aus dem Kommentar wohl eine Doktorarbeit geworden. Trotzdem wollte ich sie auf jeden Fall hier noch erwähnen.
Blick auf die deutsche Szene
Wir wissen nun also, dass das Spiel immer noch durchaus beliebt ist. Was ist dann das Problem? Ist es vielleicht einfach ein deutsches Phänomen, dass das Spiel hier einfach nicht so beliebt ist wie in der restlichen Welt? Dafür gibt es leider wenig Daten, doch wir können uns den Stand der Dinge einfach genauer ansehen. Und da ergeben sich für mich drei massive Probleme.
Sea of Thieves wird in den deutschen Medien kaum verfolgt
Man könnte fast meinen, irgendjemand in der GameStar Zentrale wurde in den Anfangszeiten seiner Piratenlaufbahn dermaßen oft versenkt, dass dieser eine Phobie gegen Holzschiffe jeglicher Art entwickelt hat. Wenn wir das waren ... Upsi, sorry but not sorry?
Denn auf der größten deutschen Nachrichtenseite für Computerspiele findet man Nachrichten über Sea of Thieves seltener als den Shrouded Ghost. In den ersten drei Monaten im Jahr 2023 gab es genau eine einzige kleine News. Kein Wort über den fünfjährigen Geburtstag oder das grandiose Making Of Video "Voyage of a Lifetime" im Kinoformat (Voyage of a Lifetime). Im gesamten letzten Jahr gab es lediglich fünf kürzere Nachrichtenbeiträge, bei denen nur wenige die 500 Wörtergrenze durchbrachen.
Auch sonst gibt es kaum Berichterstattungen auf anderen Medien. Lediglich ProSiebenGames scheint gerne mal den einen oder anderen Grog zu trinken. Denn sie sind, traurig für die alteingesessenen Formate, die beste Newsquelle für unser Spiel. 17 (!) Nachrichtenbeiträge alleine in 2023 sucht mit Abstand seinesgleichen. Da kann auch ich nur meinen Piratenhut ziehen.
Das war es aber leider bereits auf weitem Flur...
Kaum Konkurrenz
Desweiteren moniert Shefts Taverne in seinem obigen Video die mangelnde "Konkurrenz", da es außer ihm so gut wie keinen Creator hier geben würde. Er wäre damit prinzipiell DIE alleinige deutsche Sea of Thieves Community. Auch wenn das durchaus etwas gewagt und arrogant klingt, ist es prinzipiell nicht gänzlich abzustreiten. Zumindest was die YouTube Szene betrifft.
Und ich gebe ihm vollkommen Recht. Denn Konkurrenz wäre wirklich wünschenswert, da diese sich schon immer meist positiv auswirkte innerhalb einer Szene. Ich erinnere mich da nur gerne an uralte World of Warcraft Zeiten, wo ein "News-Duell" zwischen inwow.de und wow-szene.de der Community immer pünktliche Beiträge für die morgendliche Smartphone Sitzung auf der Schüssel lieferte.
Doch warum gibts es so wenige Creator hier? Ich werfe mal einfach eine nicht zu belegende, vielleicht doof klingende Theorie in den Raum. Creator sind wie kleine niedliche Jungpflanzen, die eine fruchtbare Erde und eine harmonische Umgebung benötigen. Die Erde repräsentiert ein passendes Spiel, in dem man sich ausleben und viele lustige Ereignisse erzeugen kann, die dann in Form von Videos oder sonstigem Content wiedergegeben werden kann. Dies trifft auf Sea of Thieves mit seiner OpenWorld und dem Sandkastensystem definitiv zu.
Die harmonische Umgebung besteht aus potentiell freundlichen Mitspielern und Zuschauern, sowie einem relativ erwachsenen Umfeld. Und genau hier liegt der Hund begraben (Auch wenn viele Piraten schwören, das wäre auf Sea Dog's Rest ... Knüller!). Denn das größte Problem meiner Meinung nach ist folgendes.
Die deutsche Sea of Thieves Community ist toxisch
Nicht nur sind dermaßen viele deutsche Piraten, die man auf den Meeren trifft, im Vergleich zu internationalen Piraten ziemlich toxisch, auch die bereits vorhandene Communitystruktur ist mit ausbaufähig noch euphemistisch umschrieben. Im Endeffekt gibt es aktuell nur den Sea of Thieves Deutschland Discord, der als Anlaufstelle für alle gilt. Das ist der einzige Server innerhalb Deutschlands, der von Rare als Partner eingestuft wurde. Nicht, dass es immer der alleinige Server war. Es gab anfangs durchaus andere, auch mit einer ansehnlichen Memberanzahl. Doch diese sind allesamt mittlerweile verschwunden.
Natürlich kann man Sea of Thieves Deutschland nun nicht vorwerfen erfolgreich zu sein. Doch die eingesetzten Mittel sind teilweise sehr fragwürdig. Anfangs war alles schick, auch ich war gerne auf dem Server. Man konnte problemlos auch gleichaltrige und nette Spieler finden. Crews durften sogar sich vorstellen und Werbung für sich machen. Es entstand eine kleine gepflegte Crewstruktur mit dem Discordserver als verbindendes Element. Doch irgendwann begann bei der Führung dort ein Größenwahnsinn auszubrechen, und man wollte mit allen Mitteln die einzige Community werden.
Werbung aller Art für andere Discords oder Communitys wurden verboten. Selbst hilfreiche Seiten wie unsere Guides dürfen heute nicht mehr "beworben" werden (nach Aussage von "geflüchtenden" Piraten die auf unser Discord kamen). Auch in deren Facebook Gruppe herrschen Regeln, wo ich als Discordadmin nur den Kopf schütteln kann.
Wenn Ihr bei uns auf dem Discord Werbung machen wollt, gerne. Haben wir keinerlei Probleme. Das fördert doch die Konkurrenz, und diese fehlt uns ja wie wir oben gelernt haben. Wenn ein Spieler nicht zu uns passt und woanders hinwill, dann stehe ich doch nicht im Weg, nur damit der Server mehr Mitglieder bekommt. Ich würde sogar mit Freuden auf unserer Homepage einen Bereich einführen mit Vorstellungen anderer Crewseiten, oder Newsseiten, oder sonstigen Projekten. Aber ich kenn leider keine anderen.
Ich bin bereits länger nicht mehr auf dem Sea of Thieves Deutschland Discord aktiv. Doch finden immer wieder Spieler zu uns, die sich dort in keinster Weise willkommen fühlten. So bekommen natürlich auch wieder diverse Geschichten mit. Toxische Spieler in den Sprachchats wären angeblich fast schon die Normalität. Anfänger und nicht so gute Spieler würden teilweise nieder gemacht werden. Und wir reden hier von der einzigen Anlaufquelle neuer Spieler für Sea of Thieves, welche von Rare sogar beworben wird.
Würde micht also nicht wundern, wenn so im Vorfeld schon der eine oder andere Spieler, der vielleicht mit dem Gedanken spielte Content Creator zu werden, deswegen einfach die Lust verloren hatte. Ironischweise ist die SAUcrew samt Guides und Community aber auch deswegen entstanden, da ich keine Lust mehr auf jenen Server und seine fragwürdige Führung hatte. War also nicht alles schlecht 🙂
Gibt es Hoffnung?
Das liegt an Euch. Und nur an Euch. Wenn Ihr Bock habt Videos zu produzieren, oder zu streamen, oder News zu schreiben, dann macht das einfach! Lasst Euch nicht unterkriegen. Jeder Anfang ist schwer. Klar, Euch muss bewusst sein, dass Ihr mit Sea of Thieves niemals die mega Reichweite erhalten werdet. Ihr müsst es also aus Liebe zu dem Spiel machen, nicht wegen der Hoffnung auf Ruhm und Geld. Maximal Rum gibt es.
Ich hab die mittlerweile 220.000+ Wörter auf dieser Homepage auch nicht mit dem Gedanken geschrieben, damit irgendwann reich zu werden. Im Gegenteil hab ich dafür bisher im Vergleich Unmengen an Geld reingesteckt, welches ich nie wieder auch nur ansatzweise zurückerhalten werde. Von der ganzen investierten Zeit mal abgesehen. In der Zeit hätte ich ein Buch schreiben können. Ist das also clever? Scheiss drauf! Es ist ein Hobby, und Hobbys müssen nunmal nicht clever sein. Mir macht das Spaß und das ist die Hauptsache. Außerdem habe ich mir mit der Arbeit hier eine eigene kleine Community aufbauen können, deren Freundschaft die investierten Ressourcen mehr als wettmacht
Und genauso müsst Ihr an die Sache rangehen! Wir hier bei der SAUcrew bieten Euch auch gerne eine Plattform wenn gewünscht. Kontaktiert mich wie wir helfen können, und wir schauen dann einfach mal weiter.